Dienstag, 26. Juli 2016

Der Lechweg Tag 7 "Wir sind angekommen"

Tag 7: Freitag, 01.07.2016: (Reutte - Lechfall)

(mas) Aufgabe des Tages 17 km, 300 Hm. Unser Frühstück war mal wieder sehr gut und die Bedienung wünschte uns einen schönen Tag. Das sollte er werden.
Die Wunder der Natur
Und wieder lacht die Sonne :-) Wer hätte das gedacht?
Ein Blick zurück auf Reute
Die ersten 6,5 km gehen wir auf dem Lechweg, dann über den Wanderweg weiter. Kilometer für Kilometer, ohne Pause. Man kommt in einen Flow, bei dem man nur noch einen Fuß vor den anderen setzt. Alles andere wird, ist unwichtig. Kurz vor Füssen kommen wir an einem Walderlebnispfad vorbei, in dem ein Baumwipfelpfad verläuft. Bernd ist hellauf begeistert. Ich biete ihm an, dass er ihn gehen soll und ich auf ihn warte. Irgendetwas reizt mich aber auch.
Baumwipfelpfad
Soll ich, oder nicht? Die Frau an der Kasse erlaubt es mir, die ersten 100 m zu testen. Mit wackeligen Beinen und Herzklopfen schaffe ich es und bin mir sicher, dass ich es machen will. Also zurück zur Kasse. Bernd fragt dann noch wie weit es bis zum Lechfall ist, weil wir den schon seit 125 km suchen.
Sie erklärt uns den Weg und wo wir unser Auto parken können. Aber nein, wir sind nicht mit dem Auto da. Wir sind den Lechweg gelaufen und gerade nach 7 Tagen hier angekommen. Die Frau ist so begeistert und zieht den Hut vor uns und freut sich aufrichtig mit uns. Diese Kommentare von ihr haben mich so sehr berührt. Erst jetzt wurde mir bewusst, was wir gemeinsam geschafft haben.

Manu in schwindelnder Höhe
Den Baumwipfelpfad in 20 m Höhe habe ich hinter mich gebracht und dabei ein echtes Glücksgefühl empfunden. Es hat mich so gefreut, dass ich das geschafft habe, trotz meiner Höhenangst. 

Die Grenze Ö-D überschreiten wir auf dem Baumwipfelpfad
Wow. Im Anschluss gingen wir durch den Auwald, ein Paradies für kleine und große Kinder. Wir kletterten über Holzstege und erfreuten uns an diesem Feen- und Elfenwald. Doch dann waren es nur noch 100 m bis zum Lechfall, dem Ende unserer Reise.

Voller Freude und Stolz sind wir die letzten Meter ganz bewusst gegangen. Das Rauschen des Wasserfalls wurde immer deutlicher zu hören. Auf der Plattform über dem Lechfall, hat es mich dann emotional so ergriffen, dass ich weinen musste. Wir hatten es geschafft!
Genuss Welt in Füssen

Ein fantastisches Gefühl! In Füssen kehrten wir in einem kleinen Café ein "GenussWelt". Wir belohnten uns mit Sekt und Kuchen, zogen unsere Wanderschuhe aus und waren glücklich. Die Besitzerin war so begeistert und hat sich so mit uns gefreut und sich geehrt gefühlt, dass wir bei ihr eingekehrt sind. Auch die war auch ein ganz besonderer Moment, der einen zum Nachdenken bringt.



Am Lechfall nach 7 Tagen und 125km
Unsere Ausrüßtung
Ich bin diesen Weg gegangen, ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Schaffe ich es körperlich, mental? Doch darüber hatte ich mir ja von Anfang an keine Gedanken gemacht. Wir mussten durch Gewittereinbrüche, durch Regen, der die Wege fast unpassierbar machte und es teilweise sogar gefährlich werden ließ. Abgründe, steile Auf- und Abstiege, die meinem Körper alles abverlangten. Permanente Konzentration darauf, wo man den nächsten Fuß hinsetzen muss. Muskelzittern und Verzweiflung. Aber für mich war klar: Ich gehe diesen Weg. Ich habe damit angefangen und werde es auch beenden. Selbst ein verdrehtes linkes und ein dick angeschwollenes rechtes Knie am 4. Tag konnten mich von meinem Vorhaben nicht abbringen. 
Durch Kühlung und Umschläge war ein Weitergehen möglich. Nicht beschwerdefrei, aber erträglich. Eine leichte Abänderung der Route am letzten Tag tat ihr übriges dazu.Ich wollte, ich musste gehen.
Von der Einsamkeit, dem Einssein mit der Natur und allem was ist, dem bewussten Leben, einen Schritt nach dem anderen gehen. Morgens aufstehen, frühstücken, wandern bis zum nächsten Tagesziel, duschen, essen, Rucksack neu bestücken, schlafen. Jeden Tag in einer anderen Unterkunft. Eine völlig neue Erfahrung. Nur im Hier und Jetzt leben. Man benötigt nicht viel im Leben.
 Wichtig sind die Begegnungen mit Menschen, die einen berühren.
Kräfte und Willenskraft, die einen dazu bewegen, unvorstellbares zu bewältigen, von dem man nichts ahnte. 
Danke an alle himmlischen Wesen, die uns begleitet und beschützt haben. Danke allen Menschen, die uns mit ihren Aussagen bewusst werden ließen, was wir geschafft haben. Danke Bernd, dass du mich begleitet und in schwierigen Augenblicken geführt und gehalten hast. Danke an mich selbst. Im Herzen werde ich all die wundervollen Naturbilder, Momente und Erfahrungen aufbewahren.
We did it!
Lechweg 2016 - Vom Formarinsee zum Lechfall - 125 km in 7 Tagen. Reine Gehzeit 30 Stunden!!!
Geschafft, Prost

Das Original nur dem, dem das zu Teil wird!

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