Dienstag, 26. Juli 2016

Der Lechweg Tag 1


Anreise nach Lech
(bs) Man muss das Autofahren schon lieben, um sich wohl auf deutschen Autobahnen zu fühlen. Ich gehöre in jedem Fall nicht dazu, Autofahren nervt zuweilen. Über Frankfurt, Würzburg und Ulm ging es zunächst nach Füssen, dem Zielort unserer Wanderreise. Auto parken in einem Parkhaus, P5, für 25 € die Woche. Anschließend ein kurzer Rundgang durch die barocke Innenstadt, eine Kleinigkeit essen und dann mit dem Wandergepäck zum Busbahnhof. Wichtig: P5 ist gerade mal 500 m von der Haltestelle entfernt und wenn man zu Fuß unterwegs ist, braucht man eine Tasche/Koffer mit Rollen. Das Ticket kostet von Füssen über Reute nach Lech 14 €. 
An einem warmen Sommertag ist der erste Abschnitt bis nach Reute, wo wir umsteigen mussten, recht anstrengend. Bei fehlender Klimaanlage im Bus wird man hier schon recht durchgekocht. Doch der nächste Bus nach Lech hatte dann diese Annehmlichkeiten, was die Fahrt erträglicher machte. Die zweieinhalb stündige Fahrt bis nach Lech lieferte uns die ersten Eindrücke von der zum Teil doch recht rauen Landschaft und der Wildheit des Lechs. In Lech erreichten wir nach kurzem Fußweg unser 4 Sterne Hotel "Theodul", direkt am Fluss gelegen. In unserem Zimmer war das Rauschen zu hören. Das Hotel hatte überaus freundliches Personal, schöne Zimmer und verwöhnte uns am ersten Abend vor dem Wanderstart mit einem ausgezeichneten 4- Gänge-Menü.


Tag 1: Samstag, 25.06.2016 (Formariensee – Lech)
(mas) Vom Formarinsee nach Lech. Die Aufgabe des Tages 14 km/~ 250Hm.
Nun ist er also da, der Tag, an dem unsere Weitwanderung starten soll. Gedanken darüber habe ich mir nicht viele gemacht. War auch sicher besser so, weil ein völliges Hineindenken nicht möglich ist. Man muss es einfach tun, um zu erfahren. Ein Frühstücksbuffet vom Feinsten erwartet uns am Morgen im Hotel Theodul. Hier werden Produkte angeboten, die wir zwar zu Hause haben, aber noch nie in einem Hotel vorgefunden haben: Amaranth, Quinoa, warmen Hirsebrei, Birchermüsli - frisch - versteht sich, Obst und Gemüse zum Aufschneiden, Sojajogurt und -milch. Dazu natürlich das Übliche, von Käse über Wurst, Marmelade usw. Nach einer solchen Stärkung sollte der ersten Wanderung kräftemäßig nichts im Wege stehen ;-) Um zum Startpunkt, dem Formarinsee, zu gelangen, stand ein Bus zur Verfügung. Diese Wanderetappe wurde erst am heutigen Tag freigegeben, da, bedingt durch die hohe Lage von ca. 1800 m, in der vergangenen Woche noch Schnee gelegen hat. Also warteten viele Wandersleute und Tagesausflügler an der Haltestelle, bepackt mit Rucksäcken und Wanderstöcken. Hier kamen wir das erste Mal ins Gespräch mit einem Pärchen, Sandra und Thomas aus Mannheim, mit denen wir noch einige wunderschönen Momente verbringen sollten. Der Busfahrer war die absolute Frohnatur mit einem Lächeln auf dem Gesicht und lustigen Sprüchen. Auf dem Weg zum See, mussten wir eine Mautstelle passieren. Es war ihm jedoch nicht möglich, die Schranke zu öffnen. Also fragte er uns Insassen, ob jemand die Mautgebühr nicht bezahlt habe, was natürlich unmöglich war, sonst hätte der- diejenige nicht im Bus sitzen können. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, ließ den Bus rückwärts rollen, stellte sich an die Seite und wartete auf den nächsten Bus. Diesem schloss er sich Stoßstange an Stoßstange an, um so die Absperrung zu durchfahren.
Formarinsee
Die Fahrt zum Startpunkt war atemberaubend. Der Anblick der Natur hat mich sehr berührt und es kullerten sogar ein paar Tränchen. Am Ausgangspunkt angekommen, leerte sich der übervolle Bus und die Menschen verteilen sich in alle Richtungen. Die meisten gingen jedoch zuerst in Richtung Formarinsee, wir auch. Das Wetter war frisch, aber sonnig. Die Luft war einmalig. Nach einigen Fotos vom See und vom Startpunkt, der durch einen Holzaufsteller gekennzeichnet war, machten wir uns auf die Reise. Die Quelle selbst entsprang einige 100 m unterhalb vom Startpunkt. Ganz unscheinbar sprudelte das Wasser aus der Wiese und formte sich innerhalb kürzester Zeit bereits zu einem Bach, den man trockenen Fußes nicht mehr überqueren konnte.
Der Weg ging tendenziell bergab. Schmale Trampelpfade mit steinigem Untergrund forderten die volle Konzentration auf das Gehen. Um die Natur wahrnehmen zu können, musste man stehen bleiben. Der Bachlauf wurde immer breiter und wilder. Dieser Anblick von unberührter Natur mit Felsen, grünen Wiesen, Bäumen und dem Wasserlauf war einfach phänomenal und ist mit Worten nicht auszudrücken. Als wir uns soweit von den anderen Wanderern losgelöst hatten, kamen wir an eine Stelle, die mir fast den Atem nahm. Um uns herum die Berge, zur rechten Hand der Lech, dazwischen Bäume und eine große Wiese, auf der drei Pferde und ein Fohlen grasten.
Und dort stand sie, eine Bank, die zum Verweilen einlud. Wir genossen diesen Moment und stärkten uns mit einer Kleinigkeit. Dann kamen Sandra und Thomas vorbei.
Kurz vor dem Start
Wir sprachen kurz miteinander, sie waren auch auf der Suche nach einem Rastplatz und gingen weiter. Etwas später verabschiedeten wir uns von diesem Kraftort und machten uns wieder auf den Weg. In diesem Augenblick kamen Sandra und Thomas zurück, um auch auf der Bank diese Eindrücke zu genießen, weil auch sie gemerkt hatten, dass es ein ganz besonderer Platz war. Der Weg führte rauf und wieder runter, bis wir die ersten Einkehrmöglichkeit "Unteres Älpele" erreichten. Dort nahmen wir ein schnelles Radler zu uns und weiter ging es, da der Himmel mittlerweile voller dunkler Wolken hing, was nichts Gutes verhieß. Ich legte den sechsten Gang ein. Doch das Wetter sollte schneller sein. Auf der letzten Passage durch ein Waldgebiet holten uns der Regen und ein Gewitter ein. Laut Hinweisschild waren es noch 20 Min. bis zur Bushaltestelle. Hastig zogen wir uns die Regenjacken an und gaben Vollgas. Die letzten Meter, ein steiler Anstieg, brachten mich an den Rand der Erschöpfung. Es halt nichts, wir mussten weg hier und fanden auch einen Unterstellplatz in einem Hauseingang.
Die Quelle
Dort gesellte sich dann noch ein Wanderpaar zu uns. Es blitzte und donnerte unaufhörlich. Die Bushaltestelle lag etwas oberhalb von uns. Laut Plan sollte der Bus erst in 45 Min. dort halten. Also warteten wir solange. Der heiß erwartete Bus war nicht voll, nein, er quoll über vor Menschen. 5 stiegen aus, 15 wollten und kamen auch rein. Das war Körpervollkontakt. Wir sind jedoch heil in Lech eingetroffen. Im Hotel angekommen, war erst mal eine Dusche angesagt. Das Abendessen ließ keine Wünsche übrig, auch nicht für mich als eingefleischte :-) Vegetarierin. Hier lernten wir noch die Geschwister Margot und Elfie aus Österreich kennen, die ebenfalls den Lechweg gehen werden, jedoch in 9 Tagen. Wir haben nur 7 Tage eingeplant. Jetzt aber gute Nacht.


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