Anreise nach Lech
(bs)
Man muss das Autofahren schon lieben, um sich wohl auf deutschen
Autobahnen zu fühlen. Ich gehöre in jedem Fall nicht dazu,
Autofahren nervt zuweilen. Über Frankfurt, Würzburg und Ulm ging es
zunächst nach Füssen, dem Zielort unserer Wanderreise. Auto parken
in einem Parkhaus, P5, für 25 € die Woche. Anschließend ein
kurzer Rundgang durch die barocke Innenstadt, eine Kleinigkeit essen
und dann mit dem Wandergepäck zum Busbahnhof. Wichtig: P5 ist gerade
mal 500 m von der Haltestelle entfernt und wenn man zu Fuß unterwegs
ist, braucht man eine Tasche/Koffer mit Rollen. Das Ticket kostet von
Füssen über Reute nach Lech 14 €.
An einem warmen Sommertag ist
der erste Abschnitt bis nach Reute, wo wir umsteigen mussten, recht
anstrengend. Bei fehlender Klimaanlage im Bus wird man hier schon
recht durchgekocht. Doch der nächste Bus nach Lech hatte dann diese
Annehmlichkeiten, was die Fahrt erträglicher machte. Die zweieinhalb
stündige Fahrt bis nach Lech lieferte uns die ersten Eindrücke von
der zum Teil doch recht rauen Landschaft und der Wildheit des Lechs.
In Lech erreichten wir nach kurzem Fußweg unser 4 Sterne Hotel
"Theodul", direkt am Fluss gelegen. In unserem Zimmer war
das Rauschen zu hören. Das Hotel hatte überaus freundliches
Personal, schöne Zimmer und verwöhnte uns am ersten Abend vor dem
Wanderstart mit einem ausgezeichneten 4- Gänge-Menü.
Tag
1: Samstag, 25.06.2016 (Formariensee – Lech)
(mas)
Vom Formarinsee nach Lech. Die Aufgabe des Tages 14 km/~ 250Hm.
Nun
ist er also da, der Tag, an dem unsere Weitwanderung starten soll.
Gedanken darüber habe ich mir nicht viele gemacht. War auch sicher
besser so, weil ein völliges Hineindenken nicht möglich ist. Man
muss es einfach tun, um zu erfahren. Ein Frühstücksbuffet vom
Feinsten erwartet uns am Morgen im Hotel Theodul. Hier werden
Produkte angeboten, die wir zwar zu Hause haben, aber noch nie in
einem Hotel vorgefunden haben: Amaranth, Quinoa, warmen Hirsebrei,
Birchermüsli - frisch - versteht sich, Obst und Gemüse zum
Aufschneiden, Sojajogurt und -milch. Dazu natürlich das Übliche,
von Käse über Wurst, Marmelade usw. Nach einer solchen Stärkung
sollte der ersten Wanderung kräftemäßig nichts im Wege stehen ;-)
Um zum Startpunkt, dem Formarinsee, zu gelangen, stand ein Bus zur
Verfügung. Diese Wanderetappe wurde erst am heutigen Tag
freigegeben, da, bedingt durch die hohe Lage von ca. 1800 m, in der
vergangenen Woche noch Schnee gelegen hat. Also warteten viele
Wandersleute und Tagesausflügler an der Haltestelle, bepackt mit
Rucksäcken und Wanderstöcken. Hier kamen wir das erste Mal ins
Gespräch mit einem Pärchen, Sandra und Thomas aus Mannheim, mit
denen wir noch einige wunderschönen Momente verbringen sollten. Der
Busfahrer war die absolute Frohnatur mit einem Lächeln auf dem
Gesicht und lustigen Sprüchen. Auf dem Weg zum See, mussten wir eine
Mautstelle passieren. Es war ihm jedoch nicht möglich, die Schranke
zu öffnen. Also fragte er uns Insassen, ob jemand die Mautgebühr
nicht bezahlt habe, was natürlich unmöglich war, sonst hätte der-
diejenige nicht im Bus sitzen können. Er ließ sich nicht aus der
Ruhe bringen, ließ den Bus rückwärts rollen, stellte sich an die
Seite und wartete auf den nächsten Bus. Diesem schloss er sich
Stoßstange an Stoßstange an, um so die Absperrung zu durchfahren.
Formarinsee |
Die Fahrt zum Startpunkt war atemberaubend. Der Anblick der Natur hat
mich sehr berührt und es kullerten sogar ein paar Tränchen. Am
Ausgangspunkt angekommen, leerte sich der übervolle Bus und die
Menschen verteilen sich in alle Richtungen. Die meisten gingen jedoch
zuerst in Richtung Formarinsee, wir auch. Das Wetter war frisch, aber
sonnig. Die Luft war einmalig. Nach einigen Fotos vom See und vom
Startpunkt, der durch einen Holzaufsteller gekennzeichnet war,
machten wir uns auf die Reise. Die Quelle selbst entsprang einige 100
m unterhalb vom Startpunkt. Ganz unscheinbar sprudelte das Wasser aus
der Wiese und formte sich innerhalb kürzester Zeit bereits zu einem
Bach, den man trockenen Fußes nicht mehr überqueren konnte.
Der
Weg ging tendenziell bergab. Schmale Trampelpfade mit steinigem
Untergrund forderten die volle Konzentration auf das Gehen. Um die
Natur wahrnehmen zu können, musste man stehen bleiben. Der Bachlauf
wurde immer breiter und wilder. Dieser Anblick von unberührter Natur
mit Felsen, grünen Wiesen, Bäumen und dem Wasserlauf war einfach
phänomenal und ist mit Worten nicht auszudrücken. Als wir uns
soweit von den anderen Wanderern losgelöst hatten, kamen wir an eine
Stelle, die mir fast den Atem nahm. Um uns herum die Berge, zur
rechten Hand der Lech, dazwischen Bäume und eine große Wiese, auf
der drei Pferde und ein Fohlen grasten.
Und dort stand sie, eine
Bank, die zum Verweilen einlud. Wir genossen diesen Moment und
stärkten uns mit einer Kleinigkeit. Dann kamen Sandra und Thomas
vorbei.
Kurz vor dem Start |
Wir sprachen kurz miteinander, sie waren auch auf der Suche
nach einem Rastplatz und gingen weiter. Etwas später verabschiedeten
wir uns von diesem Kraftort und machten uns wieder auf den Weg. In
diesem Augenblick kamen Sandra und Thomas zurück, um auch auf der
Bank diese Eindrücke zu genießen, weil auch sie gemerkt hatten,
dass es ein ganz besonderer Platz war. Der Weg führte rauf und
wieder runter, bis wir die ersten Einkehrmöglichkeit "Unteres
Älpele" erreichten. Dort nahmen wir ein schnelles Radler zu uns
und weiter ging es, da der Himmel mittlerweile voller dunkler Wolken
hing, was nichts Gutes verhieß. Ich legte den sechsten Gang ein.
Doch das Wetter sollte schneller sein. Auf der letzten Passage durch
ein Waldgebiet holten uns der Regen und ein Gewitter ein. Laut
Hinweisschild waren es noch 20 Min. bis zur Bushaltestelle. Hastig
zogen wir uns die Regenjacken an und gaben Vollgas. Die letzten
Meter, ein steiler Anstieg, brachten mich an den Rand der
Erschöpfung. Es halt nichts, wir mussten weg hier und fanden auch
einen Unterstellplatz in einem Hauseingang.
Die Quelle |
Dort gesellte sich dann
noch ein Wanderpaar zu uns. Es blitzte und donnerte unaufhörlich.
Die Bushaltestelle lag etwas oberhalb von uns. Laut Plan sollte der
Bus erst in 45 Min. dort halten. Also warteten wir solange. Der heiß
erwartete Bus war nicht voll, nein, er quoll über vor Menschen. 5
stiegen aus, 15 wollten und kamen auch rein. Das war
Körpervollkontakt. Wir sind jedoch heil in Lech eingetroffen. Im
Hotel angekommen, war erst mal eine Dusche angesagt. Das Abendessen
ließ keine Wünsche übrig, auch nicht für mich als eingefleischte
:-) Vegetarierin. Hier lernten wir noch die Geschwister Margot und
Elfie aus Österreich kennen, die ebenfalls den Lechweg gehen werden,
jedoch in 9 Tagen. Wir haben nur 7 Tage eingeplant. Jetzt aber gute
Nacht.
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