Dienstag, 26. Juli 2016

Der Lechweg Tag 2

 Tag 2: Sonntag, 26.06.2016 (Lech – Gehren)

Wer den Name vergessen hat, hier steht er!
(bs) Aufgabe des Tages: 15 km, 5100 Hm.
Die Wettervorhersage ließ nichts Gutes verheißen, es war Regen gemeldet. 15 km im Regen wollten wir uns eigentlich nicht geben, zumal wir auch keine ordentliche Regenhose im Gepäck hatten.
Der Wettergott hatte leider Recht behalten, es nieselte leicht am Morgen. Mit etwas Pessimismus und dem Regenschirm in der Hand starteten wir zur 2ten Etappe. Der als „leichter Bergpfad“ im Wanderführer beschriebene Weg stieg aus Lech zunächst steil an und bescherte uns beim Blick zurück ein wolkenverhangenes Lech.

Sturzbäche waren heute das Thema
Nach gut 5 km wurde der Pfad immer schmaler und die Hanglage fortwährend steiler. Trittsicherheit war, bei den ständig den Weg kreuzenden Sturzbächen von den höher gelegenen Bergregionen, gefragt. An einer besonders heiklen Stelle kamen wir dann doch an unsere Grenzen! Es ging steil bergab auf einen Sturzbach zu, der den Pfad fast komplett weggespült hatte. Nur mit äußerster gemeinsamer Anstrengung und gegenseitigem Helfen ging es darüber hinweg und auf wackligen Beinen weiter. Es wurde nicht leichter, sondern das Gegenteil war eher der Fall. Wir befanden uns gut 100 Hm oberhalb vom Lech und mussten nun bergab zu einer Brücke. Steil, schlammig, nasse Baumwurzeln, winklig und kräftezehrend, so die Attribute bis zur Brücke über den Lech. Dort angekommen, die erste Rast nach gut 2,5 Std. voller Anstrengung.
Zur heutigen Unterkunft waren es jetzt nur noch 5 km mit weniger technischem Anspruch, dafür war hier Kraft angesagt! Fast 300 Hm lag nun vor uns. 3 km und 1 Stunde später erreichten wir in Warth ein kleines Café und legten eine längere Pause bei Kuchen und Kaiserschmarren ein. Es folgte ein kurzer knackiger Abstieg ins Krummbachtal, über eine Hängebrücke hinweg auf die andere Seite, um anschließend wieder aufzusteigen zum heutigen Etappenziel, ein alter liebevoll eingerichteter Bergbauernhof. Der Grenzgang war geschafft.

Tag 2: Sonntag, 26.06.2016 (Lech bis Gehren kurz vor Lechleiten)
Immer dem "L" nach!
(mas) Nach einem wieder vollwertigen Frühstück im Hotel Theodul beschließen wir, trotz des Regens nicht mit dem Bus zu fahren, sondern loszulaufen. Der Weg führt sofort bergauf, an vielen freilaufenden Kühen vorbei. Ein unbekanntes Gefühl. Die Tiere sind sehr neugierig und kommen teilweise sogar auf uns zu. Es sind einige kleinere Wasserfälle zu überqueren, alle ohne Geländer. Und noch immer geht es bergauf. Doch wo es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab. Durch den Regen gestaltet sich der Weg schwierig, weil alles völlig aufgeweicht und matschig ist. Die Wegbeschreibung im Reiseführer wird zum Vortag als eher langweilig bezeichnet. Haha, dass ich nicht lache. Für mich kam dann etwas, das ganz und gar nicht langweilig auf mich wirkte. Nein, es war die nackte Angst, die mich überfiel. Es führte uns bergab, links der Abgrund, unter unseren Füßen rutschiger, steiniger Untergrund. Das Beste lag noch vor uns, ein Wasserfall, der die Schlucht teilte. Es gab jedoch keine Überquerungshilfe. Durch den Regen waren die Steine weggespült, es gab keine Haltemöglichkeit. Ich kam an meine Grenzen. Bernd und meine Schutzengel haben mich irgendwie auf die andere Seite gebracht. Dort angekommen, zitterte ich am ganzen Körper. Es war der reinste Albtraum für mich. Dennoch kann ich nicht mehr sagen wie ich dieses Stück überwunden habe. Es ist wie ausgelöscht. Der weitere Abstieg durch die Wiesen war auch sehr anstrengend, da man immer wieder wegrutschte. Als wir unten angekommen waren, machten wir eine kurze Rast und sahen von dort aus, wie es weitergehen würde. Bernd schätze den Anstieg auf 25 %. Meinen Blick richtete ich nur direkt vor meine Füße, den Rest wollte ich nicht sehen. Dieser Anstieg sollte jedoch nicht der Letzte an diesem Tag sein. Kurz vor Warth, der ersten Einkehrmöglichkeit, ging es den Wald hinauf. Aber wirklich hinauf.
Hängebrücke bei Gehren
Jedes Mal wenn man dachte, du hast es geschafft, ging es noch weiter. Endlos lang. Du glaubst, jetzt geht nichts mehr. Dann endlich waren wir oben angekommen, in Warth. Noch immer regnet es. Wir finden ein kleines Café und stärken uns dort mit Cappuccino, Kuchen, Kaiserschmarren und Wasser. Nach 45 Min. Pause brechen wir wieder auf. Immer noch Regen. Es geht durch Warth, dann steil abwärts über eine Hängebrücke, um dann wieder steil aufwärts auf einem schmalen und matschigen Wiesenpfad weiterzukommen.
Auf schmalen Wegen

Es ist harte Arbeit für meine Muskeln. Meine Beine und mein Kopf wollen nicht mehr, nur noch eins, endlich in der Unterkunft ankommen. Wir erblicken einen Hof und ich kann es nicht glauben, dass wir es geschafft haben. Unser heutiges Ziel ist erreicht. Der Gehrner Hof. Es ist ein uriges Haus, voller liebevoller Sprüche, hier ein Herzchen, da ein Willkommensgruß. Alles so lieb. Liesbeth begrüßt uns herzlich und teilt uns Zimmer 5 (Sternschnuppe) zu. Das Zimmer ist groß und das Bad sensationell. Alles ist so liebevoll vorbereitet, die Handtücher mit Liebe bereitgelegt. Jetzt heißt es erstmal duschen. Danach gehen wir runter, um noch ein paar Fragen zu klären, die das Abendessen und Frühstück betreffen. Liesbeth bietet uns wegen des schlechten Wetters einen Schnaps an.
Ordnung muss sein!
Mittlerweile treffen immer mehr Wanderer ein. Sandra und Thomas sind auch dabei. Wir setzten uns gemeinsam in den urigen Speiseraum und unterhalten uns. Auch dieser Raum ist voller Überraschungen, wie alle Räume in diesem Haus, alles voller Liebe, eine riesige Schatztruhe. Liesbeth hat uns zum Abendessen Toasts und Salat angerichtet. Sehr, sehr lecker. Wir nehmen das Essen gemeinsam mit Sandra und Thomas ein und kommen uns näher. Wir verstehen uns auf Anhieb und haben viel Spaß miteinander. Sandra hat in Freiburg in einem Verlag gearbeitet.
Gehrner Hof
Thomas ist selbständig und entwirft und baut Möbel.
Übrigens hat Deutschland gegen die Slowakei mit 3:0 gewonnen. Das nur am Rande ;-) Leider regnet es noch immer. Mal schauen wie es morgen wird. 
Margot und Elfie sind als Letzte eingetroffen. Nach ihrer Meinung war der Weg ok. Alles gut. Wie bitte??? Meine Muskeln schmerzen, das ist aber kein Problem. Es war heute so anstrengend für mich und ich musste mich meinen Ängsten stellen. Ich glaube, ich bin halt eben doch ein Flachland-Tiroler :-) Jetzt aber gute Nacht.



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