Tag
2: Sonntag, 26.06.2016 (Lech – Gehren)
Wer den Name vergessen hat, hier steht er! |
(bs)
Aufgabe des Tages: 15 km, 5100 Hm.
Die Wettervorhersage ließ nichts
Gutes verheißen, es war Regen gemeldet. 15 km im Regen wollten wir
uns eigentlich nicht geben, zumal wir auch keine ordentliche
Regenhose im Gepäck hatten.
Der Wettergott hatte leider Recht
behalten, es nieselte leicht am Morgen. Mit etwas Pessimismus
und dem Regenschirm in der Hand starteten wir zur 2ten Etappe. Der
als „leichter Bergpfad“ im Wanderführer beschriebene Weg stieg
aus Lech zunächst steil an und bescherte uns beim Blick zurück ein
wolkenverhangenes Lech.
Sturzbäche waren heute das Thema |
Nach
gut 5 km wurde der Pfad immer schmaler und die Hanglage fortwährend
steiler. Trittsicherheit war, bei den ständig den Weg kreuzenden
Sturzbächen von den höher gelegenen Bergregionen, gefragt. An einer
besonders heiklen Stelle kamen wir dann doch an unsere Grenzen! Es
ging steil bergab auf einen Sturzbach zu, der den Pfad fast komplett
weggespült hatte. Nur mit äußerster gemeinsamer Anstrengung und
gegenseitigem Helfen ging es darüber hinweg und auf wackligen Beinen
weiter. Es wurde nicht leichter, sondern das Gegenteil war eher
der Fall. Wir befanden uns gut 100 Hm oberhalb vom Lech und mussten
nun bergab zu einer Brücke. Steil, schlammig, nasse Baumwurzeln,
winklig und kräftezehrend, so die Attribute bis zur Brücke über
den Lech. Dort angekommen, die erste Rast nach gut 2,5 Std. voller
Anstrengung.
Zur
heutigen Unterkunft waren es jetzt nur noch 5 km mit weniger
technischem Anspruch, dafür war hier Kraft angesagt! Fast 300 Hm lag
nun vor uns. 3 km und 1 Stunde später erreichten wir in Warth ein
kleines Café und legten eine längere Pause bei Kuchen und
Kaiserschmarren ein. Es folgte ein kurzer knackiger Abstieg ins
Krummbachtal, über eine Hängebrücke hinweg auf die andere Seite,
um anschließend wieder aufzusteigen zum heutigen Etappenziel, ein
alter liebevoll eingerichteter Bergbauernhof. Der Grenzgang war
geschafft.
Tag
2: Sonntag, 26.06.2016 (Lech bis Gehren kurz vor Lechleiten)
Immer dem "L" nach! |
(mas)
Nach einem
wieder vollwertigen Frühstück im Hotel Theodul beschließen wir,
trotz des Regens nicht mit dem Bus zu fahren, sondern loszulaufen.
Der Weg führt sofort bergauf, an vielen freilaufenden Kühen vorbei.
Ein unbekanntes Gefühl. Die Tiere sind sehr neugierig und kommen
teilweise sogar auf uns zu. Es sind einige kleinere Wasserfälle zu
überqueren, alle ohne Geländer. Und noch immer geht es bergauf.
Doch wo es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab. Durch
den Regen gestaltet sich der Weg schwierig, weil alles völlig
aufgeweicht und matschig ist. Die Wegbeschreibung im Reiseführer
wird zum Vortag als eher langweilig bezeichnet. Haha, dass ich nicht
lache. Für mich kam dann etwas, das ganz und gar nicht langweilig
auf mich wirkte. Nein, es war die nackte Angst, die mich überfiel.
Es führte uns bergab, links der Abgrund, unter unseren Füßen
rutschiger, steiniger Untergrund. Das Beste lag noch vor uns, ein
Wasserfall, der die Schlucht teilte. Es gab jedoch keine
Überquerungshilfe. Durch den Regen waren die Steine weggespült, es
gab keine Haltemöglichkeit. Ich kam an meine Grenzen. Bernd und
meine Schutzengel haben mich irgendwie auf die andere Seite gebracht.
Dort angekommen, zitterte ich am ganzen Körper. Es war der reinste
Albtraum für mich. Dennoch kann ich nicht mehr sagen wie ich dieses
Stück überwunden habe. Es ist wie ausgelöscht. Der weitere Abstieg
durch die Wiesen war auch sehr anstrengend, da man immer wieder
wegrutschte. Als wir unten angekommen waren, machten wir eine kurze
Rast und sahen von dort aus, wie es weitergehen würde. Bernd schätze
den Anstieg auf 25 %. Meinen Blick richtete ich nur direkt vor meine
Füße, den Rest wollte ich nicht sehen. Dieser Anstieg sollte jedoch
nicht der Letzte an diesem Tag sein. Kurz vor Warth, der ersten
Einkehrmöglichkeit, ging es den Wald hinauf. Aber wirklich hinauf.
Hängebrücke bei Gehren |
Jedes Mal wenn man dachte, du hast es geschafft, ging es noch weiter.
Endlos lang. Du glaubst, jetzt geht nichts mehr. Dann endlich waren
wir oben angekommen, in Warth. Noch immer regnet es. Wir finden ein
kleines Café und stärken uns dort mit Cappuccino, Kuchen,
Kaiserschmarren und Wasser. Nach 45 Min. Pause brechen wir wieder
auf. Immer noch Regen. Es geht durch Warth, dann steil abwärts über
eine Hängebrücke, um dann wieder steil aufwärts auf einem schmalen
und matschigen Wiesenpfad weiterzukommen.
Auf schmalen Wegen |
Es ist harte Arbeit für
meine Muskeln. Meine Beine und mein Kopf wollen nicht mehr, nur noch
eins, endlich in der Unterkunft ankommen. Wir erblicken einen Hof und
ich kann es nicht glauben, dass wir es geschafft haben. Unser
heutiges Ziel ist erreicht. Der Gehrner Hof. Es ist ein uriges Haus,
voller liebevoller Sprüche, hier ein Herzchen, da ein
Willkommensgruß. Alles so lieb. Liesbeth begrüßt uns herzlich und
teilt uns Zimmer 5 (Sternschnuppe) zu. Das Zimmer ist groß und das
Bad sensationell. Alles ist so liebevoll vorbereitet, die Handtücher
mit Liebe bereitgelegt. Jetzt heißt es erstmal duschen. Danach gehen
wir runter, um noch ein paar Fragen zu klären, die das Abendessen
und Frühstück betreffen. Liesbeth bietet uns wegen des schlechten
Wetters einen Schnaps an.
Ordnung muss sein! |
Mittlerweile treffen immer mehr Wanderer
ein. Sandra und Thomas sind auch dabei. Wir setzten uns gemeinsam in
den urigen Speiseraum und unterhalten uns. Auch dieser Raum ist
voller Überraschungen, wie alle Räume in diesem Haus, alles voller
Liebe, eine riesige Schatztruhe. Liesbeth hat uns zum Abendessen
Toasts und Salat angerichtet. Sehr, sehr lecker. Wir nehmen das Essen
gemeinsam mit Sandra und Thomas ein und kommen uns näher. Wir
verstehen uns auf Anhieb und haben viel Spaß miteinander. Sandra hat
in Freiburg in einem Verlag gearbeitet.
Gehrner Hof |
Thomas ist selbständig und
entwirft und baut Möbel.
Übrigens hat Deutschland gegen die
Slowakei mit 3:0 gewonnen. Das nur am Rande ;-) Leider regnet es noch
immer. Mal schauen wie es morgen wird.
Margot und Elfie sind als
Letzte eingetroffen. Nach ihrer Meinung war der Weg ok. Alles gut.
Wie bitte??? Meine Muskeln schmerzen, das ist aber kein Problem. Es
war heute so anstrengend für mich und ich musste mich meinen Ängsten
stellen. Ich glaube, ich bin halt eben doch ein Flachland-Tiroler :-)
Jetzt aber gute Nacht.
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