Dienstag, 26. Juli 2016

Der Lechweg Tag 7 "Wir sind angekommen"

Tag 7: Freitag, 01.07.2016: (Reutte - Lechfall)

(mas) Aufgabe des Tages 17 km, 300 Hm. Unser Frühstück war mal wieder sehr gut und die Bedienung wünschte uns einen schönen Tag. Das sollte er werden.
Die Wunder der Natur
Und wieder lacht die Sonne :-) Wer hätte das gedacht?
Ein Blick zurück auf Reute
Die ersten 6,5 km gehen wir auf dem Lechweg, dann über den Wanderweg weiter. Kilometer für Kilometer, ohne Pause. Man kommt in einen Flow, bei dem man nur noch einen Fuß vor den anderen setzt. Alles andere wird, ist unwichtig. Kurz vor Füssen kommen wir an einem Walderlebnispfad vorbei, in dem ein Baumwipfelpfad verläuft. Bernd ist hellauf begeistert. Ich biete ihm an, dass er ihn gehen soll und ich auf ihn warte. Irgendetwas reizt mich aber auch.
Baumwipfelpfad
Soll ich, oder nicht? Die Frau an der Kasse erlaubt es mir, die ersten 100 m zu testen. Mit wackeligen Beinen und Herzklopfen schaffe ich es und bin mir sicher, dass ich es machen will. Also zurück zur Kasse. Bernd fragt dann noch wie weit es bis zum Lechfall ist, weil wir den schon seit 125 km suchen.
Sie erklärt uns den Weg und wo wir unser Auto parken können. Aber nein, wir sind nicht mit dem Auto da. Wir sind den Lechweg gelaufen und gerade nach 7 Tagen hier angekommen. Die Frau ist so begeistert und zieht den Hut vor uns und freut sich aufrichtig mit uns. Diese Kommentare von ihr haben mich so sehr berührt. Erst jetzt wurde mir bewusst, was wir gemeinsam geschafft haben.

Manu in schwindelnder Höhe
Den Baumwipfelpfad in 20 m Höhe habe ich hinter mich gebracht und dabei ein echtes Glücksgefühl empfunden. Es hat mich so gefreut, dass ich das geschafft habe, trotz meiner Höhenangst. 

Die Grenze Ö-D überschreiten wir auf dem Baumwipfelpfad
Wow. Im Anschluss gingen wir durch den Auwald, ein Paradies für kleine und große Kinder. Wir kletterten über Holzstege und erfreuten uns an diesem Feen- und Elfenwald. Doch dann waren es nur noch 100 m bis zum Lechfall, dem Ende unserer Reise.

Voller Freude und Stolz sind wir die letzten Meter ganz bewusst gegangen. Das Rauschen des Wasserfalls wurde immer deutlicher zu hören. Auf der Plattform über dem Lechfall, hat es mich dann emotional so ergriffen, dass ich weinen musste. Wir hatten es geschafft!
Genuss Welt in Füssen

Ein fantastisches Gefühl! In Füssen kehrten wir in einem kleinen Café ein "GenussWelt". Wir belohnten uns mit Sekt und Kuchen, zogen unsere Wanderschuhe aus und waren glücklich. Die Besitzerin war so begeistert und hat sich so mit uns gefreut und sich geehrt gefühlt, dass wir bei ihr eingekehrt sind. Auch die war auch ein ganz besonderer Moment, der einen zum Nachdenken bringt.



Am Lechfall nach 7 Tagen und 125km
Unsere Ausrüßtung
Ich bin diesen Weg gegangen, ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Schaffe ich es körperlich, mental? Doch darüber hatte ich mir ja von Anfang an keine Gedanken gemacht. Wir mussten durch Gewittereinbrüche, durch Regen, der die Wege fast unpassierbar machte und es teilweise sogar gefährlich werden ließ. Abgründe, steile Auf- und Abstiege, die meinem Körper alles abverlangten. Permanente Konzentration darauf, wo man den nächsten Fuß hinsetzen muss. Muskelzittern und Verzweiflung. Aber für mich war klar: Ich gehe diesen Weg. Ich habe damit angefangen und werde es auch beenden. Selbst ein verdrehtes linkes und ein dick angeschwollenes rechtes Knie am 4. Tag konnten mich von meinem Vorhaben nicht abbringen. 
Durch Kühlung und Umschläge war ein Weitergehen möglich. Nicht beschwerdefrei, aber erträglich. Eine leichte Abänderung der Route am letzten Tag tat ihr übriges dazu.Ich wollte, ich musste gehen.
Von der Einsamkeit, dem Einssein mit der Natur und allem was ist, dem bewussten Leben, einen Schritt nach dem anderen gehen. Morgens aufstehen, frühstücken, wandern bis zum nächsten Tagesziel, duschen, essen, Rucksack neu bestücken, schlafen. Jeden Tag in einer anderen Unterkunft. Eine völlig neue Erfahrung. Nur im Hier und Jetzt leben. Man benötigt nicht viel im Leben.
 Wichtig sind die Begegnungen mit Menschen, die einen berühren.
Kräfte und Willenskraft, die einen dazu bewegen, unvorstellbares zu bewältigen, von dem man nichts ahnte. 
Danke an alle himmlischen Wesen, die uns begleitet und beschützt haben. Danke allen Menschen, die uns mit ihren Aussagen bewusst werden ließen, was wir geschafft haben. Danke Bernd, dass du mich begleitet und in schwierigen Augenblicken geführt und gehalten hast. Danke an mich selbst. Im Herzen werde ich all die wundervollen Naturbilder, Momente und Erfahrungen aufbewahren.
We did it!
Lechweg 2016 - Vom Formarinsee zum Lechfall - 125 km in 7 Tagen. Reine Gehzeit 30 Stunden!!!
Geschafft, Prost

Das Original nur dem, dem das zu Teil wird!

Der Lechweg Tag 6

Tag 6: Donnerstag, 30.06.2016 (Stanzach - Reutte)
(mas) Aufgabe des Tages: 24 km, 190 Hm. Das Schlafen hat sich äußerst schwierig gestaltet, da es in unserer Unterkunft sehr hellhörig war. Die Bettdecke war so schwer, dass sie mich fast daran hinderte, mich umdrehen zu können. Während des Frühstücks fing es wie aus Eimern an zu schütten. Wir hatten uns für 9.30 Uhr mit Sandra und Thomas in der Ortsmitte verabredet. Für mich stand fest: Ich werde nicht mit dem Bus fahren. Ich werde laufen. Daraufhin war Bernd dabei: „Wenn du das willst, machen wir das so“. Wir machten uns mit Regenschirmen auf den Weg und erwarteten die beiden Mannheimer an der Bushaltestelle.

Ich glaube, wir waren die einzigen, die nicht den Bus genommen haben. Gut, dass wir uns so entschieden haben. Denn nach einiger Zeit war uns der Wetter-Gott gnädig und wir konnten sogar die Regenjacken ausziehen. Der Himmel wurde zunehmend blau, die Temperatur stieg, sodass wir sogar im Shirt gehen konnten. Es machte wieder soviel Freude unterwegs zu sein, die Natur zu genießen. An der Forchacher Hängebrücke machten wir kurz Rast. Weiter ging es vorbei an einem smaragdgrünen Baggersee. Und wie es schon zuvor war, wenn wir mit Sandra und Thomas unterwegs waren, verging die Zeit wie im Flug. Ruck zuck waren wir nach 13 km in Weißenbach, dem Etappenziel von Sandra und Thomas und somit unserem letzten gemeinsamen Wandertag. Aus diesem Grund nahmen wir zum Abschluss ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant "Zum Lamm" ein. Gegen 14.10 Uhr verabschiedeten wir uns, mit dem festen Vorsatz, uns auf alle Fälle wiederzusehen. Es war eine wirklich tiefgehende Begegnung mit den beiden. Vielen Dank dafür.
Es war sehr lustig, aber es gab auch genügend Raum für sehr schöne Gespräche.Bernd und ich gingen und gingen und gingen. Unser Tempo war sehr hoch und außer Pippi-Pausen haben wir keine Rast eingelegt. Der Weg führte wieder am Lech entlang. Endlos lang in praller Sonne. Gegen 16.30 Uhr sind wir im Hotel "Zum Mohren" in Reutte nach 23,5 km angekommen. Beim Abendessen gewitterte es dermaßen, dass die Feuerwehr ausrücken musste.
Da wir uns heute von Sandra und Thomas verabschiedet hatten, kamen mir meine Gedanken, die ich zu Beginn der Wanderung hatte, wieder in den Sinn: Eigentlich wollte ich den Weg nicht mit anderen Wanderern gemeinsam gehen. Darauf hatte ich keine Lust.

Ich wollte den Weg genießen und wahrnehmen können. Mit Sandra und Thomas war es jedoch ganz anders. Es war von Beginn an so, als wären wir schon ganz lange gemeinsam unterwegs, mit und ohne Worte. Und ich weiß, die beiden empfinden genauso wie wir.
Ich bin so froh, es bis hierher geschafft zu haben. Nur noch ein Tag, dann sind wir am Ziel, in Füssen. Irgendwie ein komisches Gefühl. Jetzt aber gute Nacht.

Der Lechweg Tag 5

Tag 5: Mittwoch, 29.06.2016 (Elbigenalb - Stanzach)
(mas) Jetzt sind wir schon so weit gekommen, ich will es schaffen. Und siehe da, es geht mir besser und ich bin glücklich, den Weg wieder aufnehmen zu können. Wir treffen uns mit Sandra und Thomas und gehen die ersten Kilometer der Route zusammen. Danach trennen sich unsere Wege. Wir vereinbaren einen späteren Treffpunkt.
Kirche in Martinau
Sandra und Thomas
In der Nähe von Klimm kehrten wir in einem kleinen Gasthaus direkt an der Strecke ein. Hier bekamen wir frisch gebackenen Schokokuchen, der wundervoll schmeckte. An diesem Punkt hatten wir uns mit Thomas und Sandra nochmals verabredet. Als sie nach 45 Minuten Wartezeit nicht eingetroffen waren, machten wir uns wieder auf den Weg. Es war ein herrlicher Tag. Wir konnten die Natur und Gerüche besonders gut wahrnehmen, da wir uns nicht auf das Gehen konzentrieren mussten. 

In Martinau schauten wir uns noch eine kleine Kapelle an und jeder gab sich dort seinen Gedanken hin. Trotz der Probleme meiner beiden Knie habe ich die gesamte Strecke von 22 km zu Fuß zurückgelegt, zwar mit leicht abgeänderter Route, dennoch parallel zum Lechweg. Und wieder waren kühlen und Umschläge am Abend in der Unterkunft angesagt. Jetzt aber gute Nacht.

(bs) Aufgabe des Tages: 21 km, 300 Hm. Am Abend vor der längsten Etappe war erst einmal Pflege von Manu's Knien angesagt! Eispackungen und Voltarenwickel sollten helfen, sie wieder fit für den nächsten Tag zu bekommen. Ich studierte hingegen die Wanderkarte, um eine möglichst flache Strecke zu finden.
Manu ging es am Morgen, gottlob, deutlich besser und sie signalisierte ihr OK. Für das erste Teilstück verabredeten wir uns mit Thomas und Sandra. Und wieder, wie schon 2 Tage zuvor, hatten wir angenehme Unterhaltungen. Einfach toll die Beiden! Nach gut 1,5 Std. trennten sich unsere Wege bei Grießau, um uns noch mal später auf einen Kaffee in Häselgehr zu treffen. Wir folgten nun "stur" unserem Lechweg, immer einen Weg wählend, der dem Lauf des Flusses folgte. Meist auf festen Wanderwegen ging es durch Fichtenwälder, über große mit Blumen bedeckte Wiesen, durch die Ortschaften Klimm, Martinau und Vorderhornbach bis zum Etappenziel Stanzach. "Unser" Lechweg, am heutigen Tage auf festen Wegen, die weniger Aufmerksamkeit verlangten, schonte nicht nur Manu's Knie, er gab uns auch die Möglichkeit die Natur viel intensiver wahrzunehmen. Das Gehen wurde zum Genießen, die Schönheit der Natur wurde einem bewusster. Die ständige Anwesenheit des Flusses und die damit verbundenen unterschiedlichen Geräusche, das Gezwitscher der Vögel und das Rauschen des Windes verbanden sich mancherorts zu einer harmonischen Melodie. Mich überkam das Gefühl mal wirklich "weg zu sein." Die 22 km vergingen wie im Flug. Glücklich und zufrieden erreichten wir Stanzach.




Der Lechweg Tag 4

Tag 4: Dienstag, 28.06.2016 (Holzgau - Elbigenalb)
Hängebrücke über den Simmser Wasserfall
(mas) Aufgabe des Tages: 16 km, 580 Hm. Sie Sonne lacht, der Himmel ist blau. Auf der heutigen Route kann man eine Hängebrücke überqueren. 100 m lang und 200 m hoch. Wir beschließen, den Weg außen herum zu nehmen und schlagen die Richtung zum Simmser Wasserfall ein. Es geht mal wieder steil bergauf, wieder ca. 25 %. Wir können die Hängebrücke von unten sehen. Unvorstellbar für mich, darüber zu gehen. Es sieht aus, als würde sie freischwebend in der Luft hängen. Wenn man jedoch schwindelfrei ist, wird eine Überquerung sicherlich zu einem besonderen Erlebnis. Die Steigung will und will mal wieder nicht zu Ende gehen. Doch dann endlich ein Lichtblick. Aus dem Wald heraus werden wir mit einem besonderen Anblick belohnt. Eine Wiese voller Blumen und mit einem Weitblick, unvorstellbar. Ein Traum. Hier könnte ich ewig weiterwandern und Energie tanken. Viel zu schnell für mich geht es jedoch wieder in den Wald. Bergauf und dann alles wieder bergab. Leider war dieser Weg sehr schmal und direkt am Abgrund mit einigen Kehren. Meine Konzentration ließ nach und meine Knie schmerzten vom Abstiegen. Ich war heilfroh, als wir unten ankamen. Warum nur macht man so etwas, fragte ich mich.
Pause muss sein!
Nach kurzer Trinkpause ging ich etwas vor, orientierte mich am Schild nach Bach. Bernd folgte mir. Durch die körperliche und geistige Schwäche war mir gar nicht aufgefallen, dass wir direkt am Lech entlang wanderten. Ich weiß nicht ob Bernd es sofort registriert hat, oder ob er mir gut wollte. Ich hatte wohl für meinen Körper intuitiv den einfacheren Weg gewählt. Eigentlich hätten wir an der Gabelung links und nicht rechts gehen müssen. Aber viele Wege führen nach Bach. Dort angekommen machten wir in einem Wanderhotel Rast. Weiter ging es Richtung Elbigenalp, immer am Lech entlang. Etwa 1 Kilometer vor unserer heutigen Unterkunft machte mir mein linkes Knie dermaßen Probleme, dass ich kaum noch gehen und mich nur humpelnd fortbewegen konnte. Ich war ziemlich angeschlagen als wir unser Hotel „Alpenrose“ kurze Zeit später erreichten. Heilfroh, das Tagesziel erreicht zu haben, bestellten wir uns auf der Sonnenterrasse erst einmal etwas zu trinken: 1 Aperol Sprizz und 1 Radler für überaus günstige 12,80 Euro!!!
Danach unter die Dusche. Bernd rief derzeit bei der Rezeption an und bat um einige Eiswürfel zur Kühlung meiner lädierten Knie. Rauf aufs Bett und ordentlich gekühlt. Nach dem Abendessen nochmal das Gleiche. Anschließend mache ich mir Voltaren-Umschläge für die Nacht. Ich bat alle Engel, die Heilung zu unterstützen. Meinen Rucksack für morgen habe ich bereits gepackt, auch wenn Bernd nicht glaubt, dass ich weitergehen kann. Aber ich will morgen weitergehen und ich werde weiter gehen. Bernd hat sich noch mit Thomas ausgetauscht. Wir wollen uns morgen kurzschließen und besprechen wie es mit mir aussieht und dann eventuell noch mal zusammen gehen. Heute bin ich sehr betrübt, dieses ständige bergauf und -ab und die damit verbundene Konzentration aufrecht zu erhalten, bringen mich an meine Grenzen sowie das ständige bergab meine Knie überlastet. Das macht mir Stress, den ich bearbeiten muss. Jetzt aber gute Nacht.





Der Lechweg Tag 3

Tag 3: Montag, 27.06.2016 (Gehren – Holzgau)
(mas) Das Frühstück von Liesbeth war sehr liebevoll zubereitet. Wir konnten uns sogar kostenlos Wegzehrung einpacken. Sie ist eine echte Powerfrau mit liebevollen Augen und einem großem Herz. Es hat aufgehört zu regnen. Wer hätte das gedacht? Wir haben uns heute mit Sandra und Thomas gemeinsam auf den Weg gemacht. Mal schauen, was dieser Tag an Überraschungen bereit hält. Wir vier haben uns viel zu erzählen und es ist total lustig. Immer wieder stelle ich fest, wie ähnlich Sandra und ich uns sind. Ich habe das Gefühl, dass wir uns schon ganz lange kennen.
"Original" Lech Anhänger
Kurz vor unserem Tagesziel in Holzgau kommen wir an einer Scheune vorbei, dort hängen selbstgebastelte Lech-Anhänger aus Stein, die man für 2 Euro kaufen kann. Das Geld wirft man in ein Holzgefäß, das an der Scheune hängt. Sandra und ich suchen uns als Erinnerung einen Anhänger aus, beziehungsweise finden einen. Direkt vor unserer Unterkunft ist ein kleine Platz, an dem Kinder spielen und es sich einige Urlauber auf den dort stehenden Bänken bequem gemacht haben. Hier merke ich wie wohl ich mich unter Menschen fühle. Die spielenden Kinder, hier spürt man das Leben. Der Bauernhof von Liesbeth war ein Traum, aber dort leben? Das wäre nichts für mich. Am Abend treffen wir uns mit Sandra und Thomas zum gemeinsamen Abendessen und genießen die Zeit. Zum Abschluss des Wandertages kann ich sagen: Es lief alles perfekt, ohne Überraschungen über 21 km. Heute bin ich mit mir im Reinen. Jetzt aber gute Nacht

(bs) Tagesprogramm 21km/350Hm
Kaiserwetter
Mit dem Mannheimer Paar, Thomas und Sandra, hatten wir bereits an der Bushaltestelle in Füssen gesprochen und sie begegneten uns mehrfach am ersten und zweiten Wandertag. Wie der Zufall im Leben so spielt, waren auch Sie Gäste in dem alten Bauernhaus in Gehren. Beim gemeinsamen Abendessen und Frühstück lernten wir uns immer besser kennen. Die Chemie stimmte und wir fragten die beiden ob wir zur nächsten Tour nach Holzgau gemeinsam aufbrechen sollten. Was daraus folgte waren kurzweilige 7 Stunden mit tollen Gesprächen, viel Lachen, aber auch Phasen der Stille. Wir haben selten zuvor zwei Menschen erlebt, die uns so viel Freude bereitet haben. Und da Petrus von tief hängenden Wolken im Laufe des Tages auf Sonnenschein umschaltete, waren die Anstrengungen der Wandertour vergessen. Beim gemeinsamen Abendessen mit den beiden in unserem Hotel „Neue Post“ ging ein kurzweiliger Tag zu Ende. Wir verabredeten uns mit den beiden für den 5ten Wandertag in Elbigenalb.
Panorama

 
Unser Hotel in Holzgau

Der Lechweg Tag 2

 Tag 2: Sonntag, 26.06.2016 (Lech – Gehren)

Wer den Name vergessen hat, hier steht er!
(bs) Aufgabe des Tages: 15 km, 5100 Hm.
Die Wettervorhersage ließ nichts Gutes verheißen, es war Regen gemeldet. 15 km im Regen wollten wir uns eigentlich nicht geben, zumal wir auch keine ordentliche Regenhose im Gepäck hatten.
Der Wettergott hatte leider Recht behalten, es nieselte leicht am Morgen. Mit etwas Pessimismus und dem Regenschirm in der Hand starteten wir zur 2ten Etappe. Der als „leichter Bergpfad“ im Wanderführer beschriebene Weg stieg aus Lech zunächst steil an und bescherte uns beim Blick zurück ein wolkenverhangenes Lech.

Sturzbäche waren heute das Thema
Nach gut 5 km wurde der Pfad immer schmaler und die Hanglage fortwährend steiler. Trittsicherheit war, bei den ständig den Weg kreuzenden Sturzbächen von den höher gelegenen Bergregionen, gefragt. An einer besonders heiklen Stelle kamen wir dann doch an unsere Grenzen! Es ging steil bergab auf einen Sturzbach zu, der den Pfad fast komplett weggespült hatte. Nur mit äußerster gemeinsamer Anstrengung und gegenseitigem Helfen ging es darüber hinweg und auf wackligen Beinen weiter. Es wurde nicht leichter, sondern das Gegenteil war eher der Fall. Wir befanden uns gut 100 Hm oberhalb vom Lech und mussten nun bergab zu einer Brücke. Steil, schlammig, nasse Baumwurzeln, winklig und kräftezehrend, so die Attribute bis zur Brücke über den Lech. Dort angekommen, die erste Rast nach gut 2,5 Std. voller Anstrengung.
Zur heutigen Unterkunft waren es jetzt nur noch 5 km mit weniger technischem Anspruch, dafür war hier Kraft angesagt! Fast 300 Hm lag nun vor uns. 3 km und 1 Stunde später erreichten wir in Warth ein kleines Café und legten eine längere Pause bei Kuchen und Kaiserschmarren ein. Es folgte ein kurzer knackiger Abstieg ins Krummbachtal, über eine Hängebrücke hinweg auf die andere Seite, um anschließend wieder aufzusteigen zum heutigen Etappenziel, ein alter liebevoll eingerichteter Bergbauernhof. Der Grenzgang war geschafft.

Tag 2: Sonntag, 26.06.2016 (Lech bis Gehren kurz vor Lechleiten)
Immer dem "L" nach!
(mas) Nach einem wieder vollwertigen Frühstück im Hotel Theodul beschließen wir, trotz des Regens nicht mit dem Bus zu fahren, sondern loszulaufen. Der Weg führt sofort bergauf, an vielen freilaufenden Kühen vorbei. Ein unbekanntes Gefühl. Die Tiere sind sehr neugierig und kommen teilweise sogar auf uns zu. Es sind einige kleinere Wasserfälle zu überqueren, alle ohne Geländer. Und noch immer geht es bergauf. Doch wo es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab. Durch den Regen gestaltet sich der Weg schwierig, weil alles völlig aufgeweicht und matschig ist. Die Wegbeschreibung im Reiseführer wird zum Vortag als eher langweilig bezeichnet. Haha, dass ich nicht lache. Für mich kam dann etwas, das ganz und gar nicht langweilig auf mich wirkte. Nein, es war die nackte Angst, die mich überfiel. Es führte uns bergab, links der Abgrund, unter unseren Füßen rutschiger, steiniger Untergrund. Das Beste lag noch vor uns, ein Wasserfall, der die Schlucht teilte. Es gab jedoch keine Überquerungshilfe. Durch den Regen waren die Steine weggespült, es gab keine Haltemöglichkeit. Ich kam an meine Grenzen. Bernd und meine Schutzengel haben mich irgendwie auf die andere Seite gebracht. Dort angekommen, zitterte ich am ganzen Körper. Es war der reinste Albtraum für mich. Dennoch kann ich nicht mehr sagen wie ich dieses Stück überwunden habe. Es ist wie ausgelöscht. Der weitere Abstieg durch die Wiesen war auch sehr anstrengend, da man immer wieder wegrutschte. Als wir unten angekommen waren, machten wir eine kurze Rast und sahen von dort aus, wie es weitergehen würde. Bernd schätze den Anstieg auf 25 %. Meinen Blick richtete ich nur direkt vor meine Füße, den Rest wollte ich nicht sehen. Dieser Anstieg sollte jedoch nicht der Letzte an diesem Tag sein. Kurz vor Warth, der ersten Einkehrmöglichkeit, ging es den Wald hinauf. Aber wirklich hinauf.
Hängebrücke bei Gehren
Jedes Mal wenn man dachte, du hast es geschafft, ging es noch weiter. Endlos lang. Du glaubst, jetzt geht nichts mehr. Dann endlich waren wir oben angekommen, in Warth. Noch immer regnet es. Wir finden ein kleines Café und stärken uns dort mit Cappuccino, Kuchen, Kaiserschmarren und Wasser. Nach 45 Min. Pause brechen wir wieder auf. Immer noch Regen. Es geht durch Warth, dann steil abwärts über eine Hängebrücke, um dann wieder steil aufwärts auf einem schmalen und matschigen Wiesenpfad weiterzukommen.
Auf schmalen Wegen

Es ist harte Arbeit für meine Muskeln. Meine Beine und mein Kopf wollen nicht mehr, nur noch eins, endlich in der Unterkunft ankommen. Wir erblicken einen Hof und ich kann es nicht glauben, dass wir es geschafft haben. Unser heutiges Ziel ist erreicht. Der Gehrner Hof. Es ist ein uriges Haus, voller liebevoller Sprüche, hier ein Herzchen, da ein Willkommensgruß. Alles so lieb. Liesbeth begrüßt uns herzlich und teilt uns Zimmer 5 (Sternschnuppe) zu. Das Zimmer ist groß und das Bad sensationell. Alles ist so liebevoll vorbereitet, die Handtücher mit Liebe bereitgelegt. Jetzt heißt es erstmal duschen. Danach gehen wir runter, um noch ein paar Fragen zu klären, die das Abendessen und Frühstück betreffen. Liesbeth bietet uns wegen des schlechten Wetters einen Schnaps an.
Ordnung muss sein!
Mittlerweile treffen immer mehr Wanderer ein. Sandra und Thomas sind auch dabei. Wir setzten uns gemeinsam in den urigen Speiseraum und unterhalten uns. Auch dieser Raum ist voller Überraschungen, wie alle Räume in diesem Haus, alles voller Liebe, eine riesige Schatztruhe. Liesbeth hat uns zum Abendessen Toasts und Salat angerichtet. Sehr, sehr lecker. Wir nehmen das Essen gemeinsam mit Sandra und Thomas ein und kommen uns näher. Wir verstehen uns auf Anhieb und haben viel Spaß miteinander. Sandra hat in Freiburg in einem Verlag gearbeitet.
Gehrner Hof
Thomas ist selbständig und entwirft und baut Möbel.
Übrigens hat Deutschland gegen die Slowakei mit 3:0 gewonnen. Das nur am Rande ;-) Leider regnet es noch immer. Mal schauen wie es morgen wird. 
Margot und Elfie sind als Letzte eingetroffen. Nach ihrer Meinung war der Weg ok. Alles gut. Wie bitte??? Meine Muskeln schmerzen, das ist aber kein Problem. Es war heute so anstrengend für mich und ich musste mich meinen Ängsten stellen. Ich glaube, ich bin halt eben doch ein Flachland-Tiroler :-) Jetzt aber gute Nacht.



Der Lechweg Tag 1


Anreise nach Lech
(bs) Man muss das Autofahren schon lieben, um sich wohl auf deutschen Autobahnen zu fühlen. Ich gehöre in jedem Fall nicht dazu, Autofahren nervt zuweilen. Über Frankfurt, Würzburg und Ulm ging es zunächst nach Füssen, dem Zielort unserer Wanderreise. Auto parken in einem Parkhaus, P5, für 25 € die Woche. Anschließend ein kurzer Rundgang durch die barocke Innenstadt, eine Kleinigkeit essen und dann mit dem Wandergepäck zum Busbahnhof. Wichtig: P5 ist gerade mal 500 m von der Haltestelle entfernt und wenn man zu Fuß unterwegs ist, braucht man eine Tasche/Koffer mit Rollen. Das Ticket kostet von Füssen über Reute nach Lech 14 €. 
An einem warmen Sommertag ist der erste Abschnitt bis nach Reute, wo wir umsteigen mussten, recht anstrengend. Bei fehlender Klimaanlage im Bus wird man hier schon recht durchgekocht. Doch der nächste Bus nach Lech hatte dann diese Annehmlichkeiten, was die Fahrt erträglicher machte. Die zweieinhalb stündige Fahrt bis nach Lech lieferte uns die ersten Eindrücke von der zum Teil doch recht rauen Landschaft und der Wildheit des Lechs. In Lech erreichten wir nach kurzem Fußweg unser 4 Sterne Hotel "Theodul", direkt am Fluss gelegen. In unserem Zimmer war das Rauschen zu hören. Das Hotel hatte überaus freundliches Personal, schöne Zimmer und verwöhnte uns am ersten Abend vor dem Wanderstart mit einem ausgezeichneten 4- Gänge-Menü.


Tag 1: Samstag, 25.06.2016 (Formariensee – Lech)
(mas) Vom Formarinsee nach Lech. Die Aufgabe des Tages 14 km/~ 250Hm.
Nun ist er also da, der Tag, an dem unsere Weitwanderung starten soll. Gedanken darüber habe ich mir nicht viele gemacht. War auch sicher besser so, weil ein völliges Hineindenken nicht möglich ist. Man muss es einfach tun, um zu erfahren. Ein Frühstücksbuffet vom Feinsten erwartet uns am Morgen im Hotel Theodul. Hier werden Produkte angeboten, die wir zwar zu Hause haben, aber noch nie in einem Hotel vorgefunden haben: Amaranth, Quinoa, warmen Hirsebrei, Birchermüsli - frisch - versteht sich, Obst und Gemüse zum Aufschneiden, Sojajogurt und -milch. Dazu natürlich das Übliche, von Käse über Wurst, Marmelade usw. Nach einer solchen Stärkung sollte der ersten Wanderung kräftemäßig nichts im Wege stehen ;-) Um zum Startpunkt, dem Formarinsee, zu gelangen, stand ein Bus zur Verfügung. Diese Wanderetappe wurde erst am heutigen Tag freigegeben, da, bedingt durch die hohe Lage von ca. 1800 m, in der vergangenen Woche noch Schnee gelegen hat. Also warteten viele Wandersleute und Tagesausflügler an der Haltestelle, bepackt mit Rucksäcken und Wanderstöcken. Hier kamen wir das erste Mal ins Gespräch mit einem Pärchen, Sandra und Thomas aus Mannheim, mit denen wir noch einige wunderschönen Momente verbringen sollten. Der Busfahrer war die absolute Frohnatur mit einem Lächeln auf dem Gesicht und lustigen Sprüchen. Auf dem Weg zum See, mussten wir eine Mautstelle passieren. Es war ihm jedoch nicht möglich, die Schranke zu öffnen. Also fragte er uns Insassen, ob jemand die Mautgebühr nicht bezahlt habe, was natürlich unmöglich war, sonst hätte der- diejenige nicht im Bus sitzen können. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, ließ den Bus rückwärts rollen, stellte sich an die Seite und wartete auf den nächsten Bus. Diesem schloss er sich Stoßstange an Stoßstange an, um so die Absperrung zu durchfahren.
Formarinsee
Die Fahrt zum Startpunkt war atemberaubend. Der Anblick der Natur hat mich sehr berührt und es kullerten sogar ein paar Tränchen. Am Ausgangspunkt angekommen, leerte sich der übervolle Bus und die Menschen verteilen sich in alle Richtungen. Die meisten gingen jedoch zuerst in Richtung Formarinsee, wir auch. Das Wetter war frisch, aber sonnig. Die Luft war einmalig. Nach einigen Fotos vom See und vom Startpunkt, der durch einen Holzaufsteller gekennzeichnet war, machten wir uns auf die Reise. Die Quelle selbst entsprang einige 100 m unterhalb vom Startpunkt. Ganz unscheinbar sprudelte das Wasser aus der Wiese und formte sich innerhalb kürzester Zeit bereits zu einem Bach, den man trockenen Fußes nicht mehr überqueren konnte.
Der Weg ging tendenziell bergab. Schmale Trampelpfade mit steinigem Untergrund forderten die volle Konzentration auf das Gehen. Um die Natur wahrnehmen zu können, musste man stehen bleiben. Der Bachlauf wurde immer breiter und wilder. Dieser Anblick von unberührter Natur mit Felsen, grünen Wiesen, Bäumen und dem Wasserlauf war einfach phänomenal und ist mit Worten nicht auszudrücken. Als wir uns soweit von den anderen Wanderern losgelöst hatten, kamen wir an eine Stelle, die mir fast den Atem nahm. Um uns herum die Berge, zur rechten Hand der Lech, dazwischen Bäume und eine große Wiese, auf der drei Pferde und ein Fohlen grasten.
Und dort stand sie, eine Bank, die zum Verweilen einlud. Wir genossen diesen Moment und stärkten uns mit einer Kleinigkeit. Dann kamen Sandra und Thomas vorbei.
Kurz vor dem Start
Wir sprachen kurz miteinander, sie waren auch auf der Suche nach einem Rastplatz und gingen weiter. Etwas später verabschiedeten wir uns von diesem Kraftort und machten uns wieder auf den Weg. In diesem Augenblick kamen Sandra und Thomas zurück, um auch auf der Bank diese Eindrücke zu genießen, weil auch sie gemerkt hatten, dass es ein ganz besonderer Platz war. Der Weg führte rauf und wieder runter, bis wir die ersten Einkehrmöglichkeit "Unteres Älpele" erreichten. Dort nahmen wir ein schnelles Radler zu uns und weiter ging es, da der Himmel mittlerweile voller dunkler Wolken hing, was nichts Gutes verhieß. Ich legte den sechsten Gang ein. Doch das Wetter sollte schneller sein. Auf der letzten Passage durch ein Waldgebiet holten uns der Regen und ein Gewitter ein. Laut Hinweisschild waren es noch 20 Min. bis zur Bushaltestelle. Hastig zogen wir uns die Regenjacken an und gaben Vollgas. Die letzten Meter, ein steiler Anstieg, brachten mich an den Rand der Erschöpfung. Es halt nichts, wir mussten weg hier und fanden auch einen Unterstellplatz in einem Hauseingang.
Die Quelle
Dort gesellte sich dann noch ein Wanderpaar zu uns. Es blitzte und donnerte unaufhörlich. Die Bushaltestelle lag etwas oberhalb von uns. Laut Plan sollte der Bus erst in 45 Min. dort halten. Also warteten wir solange. Der heiß erwartete Bus war nicht voll, nein, er quoll über vor Menschen. 5 stiegen aus, 15 wollten und kamen auch rein. Das war Körpervollkontakt. Wir sind jedoch heil in Lech eingetroffen. Im Hotel angekommen, war erst mal eine Dusche angesagt. Das Abendessen ließ keine Wünsche übrig, auch nicht für mich als eingefleischte :-) Vegetarierin. Hier lernten wir noch die Geschwister Margot und Elfie aus Österreich kennen, die ebenfalls den Lechweg gehen werden, jedoch in 9 Tagen. Wir haben nur 7 Tage eingeplant. Jetzt aber gute Nacht.